Paradies in der Wildnis

eingetragen in: Südamerika 2017-2022 2

Intro

Es gibt noch Orte auf dieser Welt, wo man direkt in und mit der Wildnis leben kann. Zwar muss man aufpassen, dass man nachts nicht auf Vogelspinnen und Skorpione tritt, dafür ist die Ruhe und Abgeschiedenheit unbezahlbar. Wasser hat hier absolute Priorität, wenn es in Form von Regen vom Himmel kommt wird es extrem geschätzt, füllt es doch die Wasserreserven für den nächsten Winter.

Gleitschirm fliegen ist bei tropisch feuchtem Klima in Tucuman möglich, während der Sommermonate aber wegen häufigen Gewittern nicht an jedem Tag. Dani hatte Glück und war zwei Mal in der Luft. Weihnachten verbrachten wir zusammen mit unseren Freunden, bevor wir die lange Rückfahrt nach Uruguay in Angriff nahmen.

 

Ruhe und Abgeschiedenheit

Seit sieben Jahren besitzen Martina und Fernando aus Tucuman ein einmaliges Paradies in Amaicha. Wir kannten es bis jetzt nur von Fotos, welche sie uns in der Vergangenheit vom Fortschritt der Bauarbeiten gesendet hat. Nun trafen wir Martina nach acht Jahren endlich wieder in ihrem zweiten neuen Zuhause; in der Schweiz hat sie uns in dieser Zeit zwei Mal besucht.

Schon der Baum, welcher uns während der 10 Tage Schatten spendete, könnte viele Geschichten erzählen. In der Erde findet man nicht nur Scherben der Vorbesitzer, sondern auch von längst vergangenen Kulturen. Ganz in der Nähe befindet sich die „Ruinas von Quilmes“, eine Befestigungsanlage, welche ab dem 10. Jahrhundert erbaut wurde.

Kaum waren wir angekommen, machten wir mit der Wildnis Bekanntschaft. Vogelspinnen, weisse und schwarze Skorpione und verschiedene Spinnen sind in dieser Halbwüste zu Hause aber auch Eulen, Kröten, Eidechsen, Papageien sowie einige verwilderte Esel. Der kleine Pool sowie offene Wasserstellen ums Haus ziehen wilde Bienen und viele Vögel an, damit sie ihren Durst stillen können.

Trinkwasser aber auch Wasser für die neu gepflanzten Nussbäume sowie Rebstöcke ist hier essenziell. Der von Fernando eingebaute Filter in der Wasserzufuhr war gebrochen und Dani gefordert, um den Schaden in der Leitung zu beheben. Wir hatten uns richtig gefreut, endlich wieder etwas mit den Händen zu arbeiten und Martina freute sich über unsere Hilfe. Auch kulinarisch liessen wir es uns gut gehen, kochten jeden Tag zusammen etwas Feines und der Holzofen war gut ausgelastet mit Brot, Pizza, Zopf, Kuchen und Kartoffelgratin backen.

Auch die kreative Seite kam nicht zu kurz: Auf ihrem Land gibt es eine „Lehmgrube“. Zuerst musste die Erde gesiebt werden, bevor wir sie mit Wasser mischten und zu einem „Teig“ zusammen kneteten. Dann liessen wir unserer Fantasie freien Lauf und formten die Masse zu Figuren und Bildern. Die trockene Luft beschleunigte den Trocknungsprozess etwas zu fest und leider bekamen unsere Kunstwerke einige Trocknungsrisse.

Nach einer Woche lösten sich Martina und Fernando ab, sie fuhr zurück und er kam aus Tucuman zu uns. Die restlichen Tage verbrachten wir mit Dach gegen Mäuse und Ratten dicht machen. Die beiden Männer mussten viel Improvisieren, da der nächste Werkzeugladen zu weit weg war.

Wettertechnisch wurde uns fast alles geboten: Trockene Hitze, kalte Temperaturen in der Nacht, Hagel, der lang ersehnte Regen und somit etwas Schnee auf den umliegenden Bergen.

 

Abschied und langer Rückweg

Bevor wir uns auf den Rückweg nach Uruguay machten, verbrachten wir die restlichen Tage in Yerba Buena (Tucuman) mit Martina und Fernando. Als einer der wenigen Orte in Argentinien herrscht hier ein tropisch feuchtes Klima, vor allem während der Sommermonate. Nach mehr als einem Monat wieder grüne Wiesen, tropische Pflanzen und hohe Bäume zu sehen, war für unsere Augen etwas ungewohnt.

Dani nutzte die Gelegenheit und flog zwei Mal mit dem Gleitschirm von Loma Bola hinunter. Es waren zwar nur kurze Flüge, aber für ihn bis zur Flugsaison in der Schweiz sicher die letzte Möglichkeit in die Luft zu kommen.

Den Weihnachtsabend verbrachten wir zusammen und feierten auch unseren Abschied ausgiebig mit einem exzellenten Stück Fleisch vom Grill und feinen Salaten.

Die Fahrt von Yerba Buena nach Uruguay war nicht gerade das Highlight unserer Reise. Einerseits mussten wir 1‘700km durch die endlosen Ebenen fahren und Petrus bescherte uns heisses Wetter mit hoher Luftfeuchtigkeit. Wir wählten unsere Übernachtungsplätze so aus, dass wir an einem Fluss oder See campierten und uns im Wasser etwas abkühlen konnten. Wenigstens kulinarisch leisteten wir uns einen Höhenflug und schlemmten zum Abschied ein feines Stück Fleisch.

2 Responses

  1. Regina und Toni
    | Antworten

    Einfach fantastisch diese Bilder und der Reisebericht. Freuen uns bereits auf den „nächsten“. Zuerst aber wünschen wir Euch guten Start ins neue Jahr und alles alles Gute. Regina und Toni

  2. Werner
    | Antworten

    Hoi zäme. Hab endlich etwas Zeit gehabt, um die vielen Bilder Eurer Reise etwas näher zu betrachten. Unglaublich, was Ihr da alles gesehen und erlebt habt. Für einen Bewohner im kleinen Säuliamt gegenüber der grossen, weiten Welt, die Ihr bereisen konntet, ist das natürlich eine gewaltiges Erlebnis, das Ihr sicher nicht so schnell vergessen werdet. Aber ich freue mich für Euch, dass die Reise sicher ein grosser Erfolg war. Und wir das sogar auch noch zu einem kleinen Teil das miterleben konnten. Geht es nächstes Jahr irgendwo wieder weiter, und wohin und wann? Ich wünsche Euch jedenfalls viel Glück und Erfolg.
    Liebe Grüsse Werner

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