British Columbia – Okanagan bis Vancouver

eingetragen in: Kanada 2022/2023 5

In «Big White» erlebten wir Skifahren von seiner schönsten Seite, kaum Gäste auf der Piste und den Charm eines sehr familiären und äusserst freundlichen Skigebiets. Die Fahrt nach Vancouver bescherte uns für dieses Jahr das letzte Abenteuer mit Condorito: Kompakter Schnee auf der Fahrbahn. In Whistler waren wir bei Schneetreiben, Nebel aber auch strahlendem Sonnenschein auf den Pisten unterwegs und genossen am Abend den Jacuzzi und die Sauna im Hotel.

Das Warten im Okanagan Valley auf die Öffnung des Skigebietes «Big White» hatte sich absolut gelohnt. Wir buchten eine Woche Hotel und Skipass, mieteten die Skiausrüstung und organisierten den Transport von Penticton ins 1’800müM gelegene «Big White Ski Resort». Condorito durften wir vor dem AirBnB stehen lassen und Adam unser Gastgeber nahm uns auf seinem Arbeitsweg mit nach Kelowna Flughafen. Von dort aus hatten wir das Vergnügen im nigelnagelneuen Skibus die ersten Passagiere der Saison zu sein und der Fahrer gab uns Tipps für unseren Aufenthalt. Etwas ungewohnt ist hier in Kanada, dass ausser den Skis nichts im Skiraum aufbewahrt wird; Skischuhe und Stöcke nimmt man mit ins Hotelzimmer und zieht sich dort auch um. Das Skigebiet hatte erst wenige Tage offen und einige Sessellifte waren noch nicht im Betrieb. Dies störte uns nicht, denn es hatte viel geschneit in den letzten 2 Wochen in Form von «Champagne Powder».  Diese Art des Pulverschnees gibt es hier häufig und wir liebten ihn von der ersten Sekunde an. An fünf Tagen waren wir auf den Skiern unterwegs und hatten jedes Mal wieder andere Schneebedingungen, nie aber eisige Pisten, da das Thermometer zwischen -10 und -18°C tagsüber pendelte. Trotz «Little Hotties» (Hand- und Fusswärmer) brauchten wir nach zwei Stunden auf der Piste eine Aufwärmphase im Bistro und nach vier Stunden war Schluss mit Skifahren. Durch den stetigen Wind war der Windchill-Faktor sehr hoch und wir froren bis auf die Knochen. Für die Kanadier sind diese Temperaturen nichts besonders, einige waren sogar ohne Handschuhe und im Pullover unterwegs. Der Level der Ski- und Snowboardfahrer ist hier sehr hoch und Tiefschnee fahren zwischen den Bäumen selbstverständlich. Wir erlebten hier unseren besten Tag auf der Piste überhaupt: 30cm Pulverschnee war in der Nacht gefallen, die Sonne schien zwischendurch und Skifahren war eine Mischung aus auf Wolken fahren, auf einer Welle zu surfen und gleichzeitig federleicht den Abhang hinunter zu schwingen. Das Tüpfchen auf dem i war dann «ab zwischen die Bäume» und «die erste Spur durch den Neuschnee zu ziehen».

In der Nacht vor der Rückreise nach Penticton schneite es wieder, bis zu 40cm in höheren Lagen und sogar in Vancouver gab es 10cm Schnee. Wir planten am nächsten Tag mit Condorito nach Osten loszufahren, waren uns aber wegen den Strassenverhältnissen nicht sicher, welche Route wir nehmen sollten. Auch hier half uns unser AriBnB-Gastgeber und meinte Schneeketten sind nicht notwendig, aber gute Winterpneus unerlässlich und rechnet genügend Zeit für die Fahrt über die Pässe ein. So entschlossen wir uns, die kürzeste Route wieder entlang der US-Grenze zu nehmen, wo wir am wenigsten Verkehr erwarteten. Dies war genau der richtige Entscheid und Condorito brachte uns sicher nach 10 Stunden Fahrt für 400km nach Vancouver. An vier Unfällen in den Bergen waren wir vorbeigefahren, von Totalschaden bis zu einem kurzen Abstecher über den Strassenrand. Die teilweise komplett mit Schnee bedeckte Fahrbahn war auch wieder dank des trockenen Schnees nicht eisig, aber in den Kurven mit überhöhter Geschwindigkeit trotzdem rutschig.

In Vancouver bereiteten wir uns auf das nächste Skiabenteuer in den «Whistler Blackcomb Skiresort» vor und erkundeten die verschneite Stadt zu Fuss. Condorito wurde in der Einstellhalle parkiert und vorher noch gründlich gewaschen. Glücklicherweise salzen die Kanadier die Strassen kaum, es wird meistens nur Sand auf die Fahrbahn gestreut oder die umweltfreundlichere Methode mit einem Rübensirup-Gemisch genutzt.

Auf unserer langen Reise durch Kanada sahen wir immer wieder Wegweiser und Beschilderungen für Schneemobile, vor allem in den Wäldern von Quebec und Ontario. Schon lange träumten wir davon, auch einmal selbst einen Töff im Schnee zu fahren und buchten am ersten Tag in Whistler eine Tour dafür. Nach einer kurzen Theorielektion und einem Fahrtraining ging es auf Waldwegen in höhere Lagen. Dank frisch präparierten Wegen konnten wir teilweise bis auf 70h/km beschleunigen, nur das Kurvenfahren mit voller Gewichtsverlagerung war nicht einfach und ziemlich anstrengend. Das nächste Mal mieten wir uns unbedingt zwei Schneemobile und fahren nicht mehr gemeinsam. Wir wären beide gerne mehr durch den Schnee geflitzt und im Pulverschnee soll dies ein unvergessliches Erlebnis sein.

Die Unterschiede zwischen dem Skigebiet «Big White» und «Whistler» waren gross: Ein mondäner Skiort, teilweise lange Schlangen vor den Skiliften und der Neuschnee auch pulvrig, aber nicht federleicht. Dafür war die Fahrt mit der «Peak 2 Peak» Gondel ein spezielles Erlebnis, welche die beiden Berge «Whistler Mountain» und «Blackcomb Peak» verbindet. Der Höhenunterschied zwischen den beiden Stationen ist sehr gering, dafür schwebt man hoch über dem Tal. Aber was die beiden Gebiete gemeinsam haben, sind die für uns lustigen Namen der Skipisten wie «Orange Peel» (Orangenschalen), «Camel Back» (Kamelrücken) oder «Krummholz» (Krüppelwuchsformen der Bäume). Darunter konnten wir uns noch etwas vorstellen. Aber spätestens bei «Overbite» (Überbiss), «Bark Sandwich» (Sandwich mit Rinde) oder «Cougar Milk» (wörtlich übersetzt: Milch des Pumas resp. Begriff für Fett/Oel für Holzfällergeräte oder der Name eines Drinks) rätselten wir über den Zusammenhang zwischen Piste und der Bezeichnung. Am letzten Tag unserer Skiwoche fuhren wir zusammen mit Whitney und Anthony Ski, wir hatten sie vor einem Jahr in Argentinien kennen gelernt und blieben in Kontakt. Anthony erklärte uns, dass viele Namen der Skipisten aus dem Bereich der Forstarbeit kommen. Wir hatten mit den beiden einen strahlend schönen Skitag erwischt und die frisch präparierten Pisten luden zum Carven auf den langen Abfahrten ein. Unsere Reise durch Kanada ist zum guten Glück noch nicht fertig, wir freuen uns jetzt schon wieder auf die Herzlichkeit und Offenheit der Kanadier, die wilde Landschaft und artenreiche Tierwelt, wenn wir wiederkommen.

5 Responses

  1. Brigitta & Paul
    | Antworten

    Ihr Lieben
    Die Gegenden kennen wir nur im Sommer aber ich muss sagen sieht auch im Winter ganz toll aus. Vorausgesetzt man fäht Ski (wie ihr ) kann man es auch toll geniessen. Super. Nun wünschen wir Euch eine tolle Weihnachtszeit in der Schweiz und dann einen guten Start ins nöchste kanadische Abenteuer.
    Herzlichst… Brigitta & Paul

  2. Carlos
    | Antworten

    Extraordinario
    Felicitaciones
    Sigan disfrutando la vida y mostrándonos la naturaleza en su más pura versión

  3. Jürgen Kössler
    | Antworten

    Tolle Schneelandschaft und tolle Eindrücke aus der Winterlandschaft in Kanada. Ist mir aber doch zu Kalt 🙂 .
    Viel Spaß Euch beiden weiterhin.

  4. Walter & Esther in Obfelden
    | Antworten

    Liebe Claudia und Dani
    Eure Erlebnisse in Bild und Text sind immer wieder ein voller Genuss, vielen Dank!
    Wir wünschen euch einen guten Heimflug, frohe Weihnachtstage und fürs 2023 wiederum
    viel Zeit für weitere Abenteuer wo auch immer !!!
    Mit besten Grüssen

  5. Regina und Toni
    | Antworten

    Wow, dieser luftige Pulverschnee, denke mir purer Spass.
    Danke für die tollen Fotos und Berichte, freue mich jeweils sehr von Euch zu hören.
    Ganz feierliche Festtage und herzliche Grüsse
    Regina und Toni

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